Wie in anderen westlichen Industrienationen hat auch in Deutschland Jugend kein einheitliches Verlaufsmuster und es zeigen sich teils große Unterschiede in den Lebenswelten und Lebenslagen. Die Ausdifferenzierung der Gesellschaft in verschiedene Milieus, die sich durch unterschiedliche ökonomische Situationen und Wertorientierungen beschreiben lassen, gilt selbstverständlich nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene und Kinder.
Das SINUS-Institut hat ein Analysesystem für die Milieus von Jugendlichen entwickelt, das einerseits die Vielfältigkeit abbilden will, andererseits doch versucht, einen Überblick zu schaffen. Beispielhaft für die Differenzierung von Kindheiten und Jugenden in Deutschland zeigt die Folie das Sinus Modell für jugendliche Lebenswelten zwischen 14 und 18 Jahren im Jahr 2024.
Um unterschiedliche Jugendmilieus zu beschreiben, werden zwei Hauptachsen der Analyse gebildet. Auf der vertikalen Achse links sind die Stufen formaler Bildung notiert, auf den sich die unterschiedlichen Milieus befinden. Auf der unteren horizontalen Achse sind zentrale Wertorientierungen angegeben, die sich bei unterschiedlichen Jugendszenen empirisch finden lassen. Zwischen diesen Achsen lassen sich nun unterschiedliche Milieus als Felder abbilden, die jeweils eine Kombination von formaler Bildung und normativen Grundorientierungen beinhalten.
Folgende Kurzbeschreibung der Milieus werden vom SINUS-Institut benannt:
Trotz der Differenzierung konnte Sinus in qualitativen empirischen Studien für 2024 zeigen, dass sich die Vierzehn- bis Siebzehnjährigen aber auch einig sind in Bezug auf universelle Werte (siehe Grafik oben).
In der deutschen Gesellschaft lassen sich allerdings noch weitere Kriterien bestimmen, die sehr unterschiedliche Lebenslagen und kulturelle Orientierungen von Menschen beschreiben. So gibt es große Differenz aufgrund von ökonomischem Status, regionaler Herkunft (Stadt-Land), Migrationsstatus und Ethnie, Geschlecht, Religion usw.
Für die Kinder- und Jugendhilfe folgt daraus, dass sie stets mit den unterschiedlichsten Milieus von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu tun hat. Sie kann nicht von einer Einheitlichkeit ihrer Zielgruppen ausgehen. Die Differenzierung der Zielgruppen verlangt mit diesen jeweils Angebote und Leistungen zu entwickeln und zu gestalten, die den spezifischen Bedarfen der jeweiligen Gruppe gerecht werden.